Zahngesundheit

 Milchzahnentwicklung
Bereits bei der Geburt Ihres Kindes sind alle seine 20 Milchzähne im Kiefer voll entwickelt, sie beginnen ab dem 4. Monat in die Mundhöhle durchzubrechen. Zum 1. Geburtstag sind in der Regel alle oberen und unteren Schneidezähne sichtbar. Auch ist bereits zu diesem Zeitpunkt die erste Vorsorgeuntersuchung des Kleinkindes beim Zahnarzt fällig. Kinder sollen frühzeitig an eine regelmäßige Untersuchung durch den Zahnarzt gewöhnt werden. Die ersten Milchbackenzähne folgen zwischen dem 12. und 16. Monat. Die Eckzähne brechen zwischen dem 16. und 20. Monat durch. Normalerweise sind alle 20 Milchzähen da, wenn ihr Kind 3 Jahre alt ist.

Aufgaben der Milchzähne
Neben dem Kauen und Beißen sind die Milchzähne für die richtige Lautbildung notwendig. Nur wenn die Schneidezähne gerade übereinander stehen ist eine fehlerfreie, deutliche Aussprache möglich. Zisch- und S-Laute können ohne Frontzähne nicht richtig ausgesprochen werden. Des Weiteren fungieren die Milchzähne als Platzhalter für die bereits im Kiefer angelegten und später, ab dem 6. Lebensjahr, nachrückenden bleibenden Zähne. Besonders die Milchbackenzähne müssen daher bis zum 11./12. Lebensjahr erhalten bleiben. Beim vorzeitigen Verlust der Milchzähne kann es zu Unregelmäßigkeiten beim Zahnwechsel und Zahnfehlstellungen kommen, es ist dann häufig eine kieferorthopädische Behandlung notwendig, um diese zu beheben.

Stillen und Sauger
Das Saugen beim Stillen kräftigt Kiefer, Lippen und Zunge des Babys, sodass sich Zahn- und Kieferstellung normal entwickeln können. Wenn Stillen nicht möglich ist, gilt es, auf kiefergerechte Sauger zu achten. Kiefergerechte Schnuller zeichnen sich durch einen sehr flachen und gewinkelten Schaft aus. Der Unterkiefer kann nahezu in Ruhestellung verbleiben, Druck auf die Zahnreihen wird verhindert, die Zunge behält den notwendigen natürlichen Freiraum. Das Loch im Sauger sollte nicht erweitert werden, da das Baby sich auch beim Saugen aus der Flasche genauso anstrengen soll wie beim Stillen.

Trinken aus dem Fläschchen
Ein großes Problem bei Kindern im Alter von zwei bis fünf Jahren stellt nach wie vor die Saugflaschenkaries (Nursing-Bottle-Syndrom) dar. Durch das Dauernuckeln gesüßter Tees oder Fruchtsäfte werden die Milchzähne in kurzer Zeit zerstört. Besonders gefährlich für die Zähne ist das Trinken von gesüßten Getränken aus der Flasche beim Einschlafen. Kindern sollte die Nuckelflasche daher nicht zur „Selbstbedienung“ überlassen werden. Statt süßer Flüssigkeiten sollte in die Nuckelflasche stilles Wasser oder ungesüßter Kräutertee gefüllt werden. Optimal ist es, dem Kind das Fläschchen nur zu den Mahlzeiten zu reichen oder wenn es Durst hat. Wasser in der Flasche (besser aus dem Glas) neutralisiert den Speichel, während auch dünnes Saftschorle, was inzwischen so beliebt ist, den pH-Wert des Speichels senkt und so die Kariesentstehung begünstigt.

Spätestens ab dem ersten Geburtstag sollte das Kind nicht mehr aus der Nuckelflasche trinken, es sollte sich stattdessen an das Trinken aus einem Becher oder einer Tasse gewöhnen. Einen Becher mit Schnabelaufsatz (Schnabeltasse) brauchen die meisten Kinder nicht. Wenn doch, dann höchstens für eine kurze Übergangszeit von wenigen Wochen.

Zahnpflege
Mit dem Durchbruch der ersten Milchzähne beginnt die tägliche Zahnpflege beim Kind. Zunächst gelingt dies am besten mit einem Wattestäbchen oder einer weichen Kinder- oder Lernzahnbürste und einer fluoridfreien Kinderzahnpasta. In dieser Zeit empfehlen wir die Gabe von Fluor und Vitamin D in Tablettenform (Zymafluor oder D-Fluorette 500).

Zwischen dem 2. und 6. Lebensjahr ist eine Zahnpasta mit 1000 ppm empfohlen , nach dem sechsten Lebensjahr sollen Kinder eine Zahnpasta mit 1450 ppm Fluoridgehalt benutzen. Die beim Zähneputzen jeweils verwendete Zahnpastenmenge sollte in etwa erbsengroß sein.

Zur Häufigkeit des Zähneputzens: im ersten Lebensjahr einmal täglich, ab dem 2. Lebensjahr 2-mal täglich.

Fluor
Neben zahngesunder Ernährung, systematischer Zahnpflege und Mundhygiene zu Hause und regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt schützen Fluoride vor Karies. Fluoride sind Salze, die als Spurenelemente in Wasser und unserer Nahrung vorkommen. Sie hemmen den Stoffwechsel der Bakterien im Zahnbelag. Damit wird die Produktion von Säuren, die den Zahnschmelz angreifen, drastisch reduziert. Fluoride fördern die Wiedereinlagerung wichtiger Mineralien in den Zahnschmelz und können damit beginnende Karies reparieren. Da das in der Natur vorkommende Fluorid meist nicht für den Schutz vor Karies ausreicht, werden fluoridhaltiges Speisesalz für die Nahrungszubereitung und fluoridhaltige Zahnpasten für die Zahnpflege empfohlen. Da Kleinkinder die Zahnpasta zu großen Teilen verschlucken, empfehlen wir die Gabe von Fluor in Tablettenform bis zum ersten Geburtstag und das Zähneputzen bis dahin mit fluorfreier Zahnpasta, ab dann das Putzen mit 1000 ppm Fluor in der Zahnpasta.

Karies
Karies ist eine Infektionskrankheit. Kariesauslösenden Bakterien (Streptococcus mutans, Streptococcus sobrinus) werden über den Speichel von Mund zu Mund übertragen. Beim Füttern sollen die Eltern daher unbedingt vermeiden, den Sauger der Babyflasche, später den Löffel abzulecken (verwenden Sie einen separaten Probierlöffel). Auch der Beruhigungsschnuller darf natürlich nicht „sauber“ geleckt werden.
Nach jedem Essen und Trinken – besonders nach klebrigen Süßigkeiten – bleiben Speisereste in den Zahnfurchen (Fissuren) der Backenzähne, in den Zahnzwischenräumen und am Zahnfleischrand haften. Es entsteht ein Zahnbelag, eine sog. Biofilm. In diesem leben Millionen von Bakterien, die sich von Zuckerhaltigem ernähren. Sie wandeln Zucker und Kohlenhydrate in Säuren um, die den Zahnschmelz angreifen und auflösen (Fachausdruck: Demineralisierung). Je länger und je häufiger diese Säureangriffe stattfinden, desto größer ist die Gefahr für den Zahn, an Karies zu erkranken. Saure Erfrischungsgetränke sind ebenfalls sehr gefährlich, denn sie greifen den Zahnschmelz direkt an und zerstören ihn (Fachausdruck: Erosion).
Das erste sichtbare Alarmzeichen ist der sog. Kreidefleck. Er ist das äußere Zeichen für die Auflösung der Zahnoberfläche. Wird jetzt nicht gehandelt, greift die Karieserkrankung das weichere Zahnbein (Dentin) an und dringt noch weiter ins Innere des Zahns vor – im schlimmsten Fall bis hin zum empfindlichen Zahnmark (Pulpa). Das Kind bekommt Zahnschmerzen. Im Anfangsstadium lässt sich durch den Zahnarzt der Prozess noch sehr gut aufhalten. Kleinere Beschädigungen können durch gezielte Fluoridgabe ohne Bohren behoben werden. Muss dennoch gebohrt werden, so ist dies in diesem Stadium schmerzfrei möglich, da der Schmelz keine Nerven enthält.
Auch Milchzähne müssen behandelt werden, denn kariesbedingte Schäden können die Gesundheit der bleibenden Zähne beeinträchtigen.

Quelle: NUK-Fibel „Mund & Zähne“, Dr. Treuenfels und Fortbildung zur Zahngesundheit, Bamberg 2014.